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Stifter

Frauenstadtrundgang - Anna Catharina Asmussen, die Frau, die hinter "Tine" steckt.

 

Errichtet wurde das Asmussen-Woldsen Vermächtnis durch Stiftungsurkunde vom 01. Mai 1859 durch die Stifter

 

Anna Catharina Asmussen

Frau Anna Catharina Asmussen
gestorben am 14. November 1868

August Friedrich Woldsen

Herrn August Friedrich Woldsen
gestorben am 11. Dezember 1868


HUSUM. Der 1. Mai 1859 fällt auf einen Sonntag. August Friedrich Woldsen, am 23. März gerade 67 geworden, und seine Cousine Anna Catharina Asmussen, die in dreieinhalb Wochen ihren 66. Geburtstag feiern wird und seit einem Jahr eine vermögende Frau ist, nutzen die Gelegenheit für einen Besuch bei einem angeheirateten Cousin, Johann Casimir Storm. Der Mann von Lucia Woldsen, einer Cousine der Besucher, ist Notar und Vater des Dichters Theodor Storm.

Die Tochter des Bierbrauers Hans Asmussen, Senator und Kirchenvorsteher der Stadt Husum, ist unverheiratet ebenso wie Vetter August Friedrich. Anna Catharina Asmussen ist Alleinerbin ihres Bruders Christian Albrecht Asmussen, des „wohl größten Gräser- und Grundbesitzers des Amtes Husum und wohl auch einer der größten im Amt Eiderstedt“, der am 22. April 1858 beim Einkauf von Magervieh auf dem Husumer Ochsenmarkt starb, wie es in einer Chronik heißt. Mit Christian Albrecht war die Husumer Patrizierfamilie im Mannesstamm ausgestorben.


Klosterfriedhof_Gedenkstein_Anna_Catharina_Asmussen
Auch August Friedrich Woldsen ist nicht unvermögend. Zusammen mit seiner Cousine Anna errichtet der Kaufmann und Reeder Sonntag, 1. Mai 1859, bei Notar Johann Casimir Storm das Asmussen-Woldsen Vermächtnis. Gemeinsam brachten sie große Geld- und Landbesitzungen in die Stiftung ein. 1873, Schleswig und Holstein waren mittlerweile preußisch, trat sie in Kraft. Die Husumerin Anna Catharina Asmussen verstarb am 14. November 1868 in Husum, August Friedrich Woldsen am 11. Dezember des gleichen Jahres in Hamburg.

Vermächtnis-Geschäftsführer Frank Brinkmann: „Vor über 150 Jahren wurde der Grundstein für ein Vermächtnis gelegt, das bis zum heutigen Tage im Sinne der Stifter wirkt.“

Vieles in Husum erinnert an Anna Catharina Asmussen und August Friedrich Woldsen: die Asmussenstraße, die Woldsenstraße, der Asmussen-Woldsen-Kindergarten, der Tinebrunnen und der August-Friedrich-Woldsen-Witwenstift.

Bürgervorsteherin und Stiftungsvorsitzende Birgitt Encke:
„hier geht es darum, ein vorbildliches soziales Engagement zweier Mitbürger zu würdigen. Husum sagt Dankeschön!“.
Klosterfriedhof_Gedenkstein_August_Friedrich_Woldsen
Anna Catharina Asmussen und August Friedrich Woldsen haben ihr Haus bestellt. Gemeinsam richten sie, die ledige Husumerin und der Hamburger Kaufmann, in der Anwaltskanzlei von Theodor Storms Vater, das Asmussen-Woldsen Vermächtnis ein. Mit dabei, als „Curator“ oder Geschlechtsbeistand der Stifterin und Mitunterzeichner, wie es den Gesetzen der damaligen Zeit entsprach, Simon Christian Lorenzen. Die Urkunde regelt das gemeinsame Vermächtnis bis ins Detail. Die nachfolgenden Collegien hielten sich 150 Jahre genau an alle Bestimmungen. Bürgervorsteherin Birgitt Encke, die sämtliche Protokolle ausgewertet hat: „Noch heute gilt bei uns der ursprüngliche Stifterwille wie das Amen in der Kirche. Daran wird sich auch in den nächsten 150 Jahren nichts ändern. Und das ist gut so.“

„Wir die Endesunterzeichneten, ich die unverehelichte langjährige Einwohnerin Anna Catharina Asmussen in Husum cum curatore rogate (mit erbetenem Vormund), und ich der Bürger und Kaufmann August Friedrich Woldsen aus Hamburg, durch die Bande der Verwandschaft und Freundschaft miteinander verbunden und beide von dem Wunsche beseelt, durch den Besitz irdischer Güter, mit denen der Allmächtige uns gesegnet hat, auch anderen bis zu den spätesten Zeiten hin wohlzuthun,“ mit diesen Worten beginnt die Stiftungs-Urkunde des Asmussen-Woldsen Vermächtnisses für die Stadt Husum in einer Formelhaftigkeit und Sprache, die in heutigen Ohren etwas fremd und exotisch klingt.

Und der Satz windet sich weiter, kommt zum Wesentlichen und weist in die Zukunft: „haben uns entschlossen, zum dauernden Wohle unserer gemeinsamen lieben Vaterstadt Husum ein Kapital von zusammen sechs und neunzig tausend (96.000) Thaler Reichsmünze respektive in Ländereien und in baaren Kapitalien anzulegen und festzusetzen, mit dessen Revenouen und Zinsen zu wohltätigen Zwecken nach unserem beiderseitigen Ableben nach Maßgabe der dieser Stiftungs-Urkunde angehängten Statuten unverbrüchlich verfahren werden soll.“
Klosterfriedhof_mit_Gedenksteinen_Asmussen_Woldsen
Da steht dieses Wortgetüm nun als Fundament über den Grundbestimmungen, die beurkundet vom öffentlichen Notar Storm Senior, in 17 Artikeln die Verwendung der Kapitalien regeln. Die Stiftungs-Urkunde ist ein Meisterwerk protestantischer Ethik, geschrieben mit Herz und Kaufmannsverstand. Birgitt Encke: „Präzision und Ganggenauigkeit gelten als die herausragenden Merkmale eines Schweizer Uhrwerkes. Präzision und Ganggenauigkeit sind aber auch genau die Qualitäten, die die Mitglieder des Verwaltungs-Collegiums bis zum heutigen Tage auszeichnen. Respekt!“


Artikel für Artikel erfüllen sie vom 4. Januar 1869 an bis zum Dezember 1995 und darüber hinaus. 1995 endet nach 743 Seiten das erste Protokollbuch. 1996 wird ein neues angelegt.


Husum, den 1. Mai 1859. Vor dem notariellen Siegel kommt noch einmal der Hinweis auf den Geisteszustand der Stifter, Fräulein Anna Catharina Asmussen und Herr Friedrich Woldsen. Sie hätten, testiert Storm „bei gesunder Vernunft“ die Erklärung abgegeben und damit „ihren wahren und wirklichen Willen“ bekundet. Alles weitere wird dem „Allmächtigen“ überlassen. Er möge der Stiftung seinen Segen verleihen und solche zum Besten der fernsten Nachkommenschaft in wohlthuender Wirksamkeit bestehen lassen.

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